Johannes wurde offenbart, Jerusalem werde 42 Monate von Heiden niedergetrampelt. Und ihm wurde gezeigt, wie Gott seine 2 Zeugen beauftragte, während dieser dreieinhalb Jahre in Sacktuch gekleidet zu predigen. Als sie ihr Zeugnis nach 1.260 Tagen vollendet hatten, kam das Tier aus dem Abgrund und tötete sie. Alle Welt feierte, sie losgeworden zu sein. Doch nach dreieinhalb Tagen kam der Lebensgeist Gottes wieder in sie und eine mächtige Stimme aus dem Himmel rief sie zu sich und dort leben sie weiter.
Wer sind diese 2 Zeugen?
Für Freunde kurzer Antworten: es sind das Gesetz und die Prophetien. Personifiziert von Mose, der die Gesetze gab und Elia, dem größten Propheten des Alten Testaments.
Wen auch interessiert, wie man auf diese Antwort kommt, voilà:
Rücken wir die Szene in das richtige Zeitalter, nämlich kurz nach ihrer Enthüllung, gemäß Offenbarung 1,1+3 und 22,6+10.
Sicher, man kann die Schilderungen aus der Offenbarung auch neuzeitlich interpretieren und in die heutige Zeit verlegen. Dann rätselt man, welche 2 Evangelisten verwegen genug sind, mit Jutesäcken bekleidet, feuerspeiend in Jerusalems Gassen den Weltuntergang zu predigen. Die Bilder würden viral um die Welt gehen. Ich erinnere mich gut an heiße Diskussionen in den 1990ern, als die Welt angsterfüllt auf den Nahen Osten starrte und der Golfkrieg losbrach. Ich erinnere mich auch an die Namen der Evangelisten, die damals für die 2 Zeugen in Betracht gezogen wurden. Wie froh bin ich, heute bei solchen Vermutungen nur noch zu schmunzeln.
Will man herausfinden, was ein jüdischer Seher im Jahr 3925 seiner Zeitrechnung schildert, ist die moderne Bedeutung seiner Worte nicht wichtig, denn Johannes hat seine Worte nicht für den Leser der Neuzeit formuliert. Aus Offenbarung 1 geht klar hervor, es ist ein Brief an 7 zeitgenössische Gemeinden in der römischen Provinz Asien. Johannes schrieb seine Botschaft an Menschen, die er persönlich kannte.
Johannes erwähnt an keiner Stelle, ihm wäre das Ende vom Planet Erde in einem chronologischen Zeitplan enthüllt worden. Er sagt auch nirgends, die Offenbarung beziehe sich auf irgendwann in der Zukunft. Im Gegenteil, Johannes schreibt unmissverständlich und wiederholt, die Verwirklichung stehe kurz bevor.
Die Offenbarung enthält durchgehend die Symbolik des Alten Testaments, welche seine Empfänger mit jüdisch-hebräischen Wurzeln auch kannten und verstanden. Damit diese Offenbarung auch uns heute ein Segen ist, müssen wir den Inhalt zunächst in seinem originalen Rahmen verstehen.
Schlüsseln wir also die Szene mit den 2 Zeugen in jüdisch-hebräischer Weise auf:
Offenbarung 11,3-4 „Und ich will meinen zwei Zeugen geben, dass sie weissagen werden 1.260 Tage lang, bekleidet mit Sacktuch. Diese sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen“.
Weil nicht von irgendwelchen, sondern zwei ganz bestimmte Ölbäumen und Leuchtern die Rede ist, müssen es zwei Wohlbekannte sein.
Verse 5-6a „Und wenn jemand ihnen schaden will, so geht Feuer aus ihrem Mund und verzehrt ihre Feinde; und wenn jemand ihnen schaden will, muss er ebenso getötet werden. Diese haben die Macht, den Himmel zu verschließen, damit während der Tage ihrer Weissagung kein Regen fällt.“
Erkennst du den Hinweis?
Wenn dir keine Assoziation einfällt, frage einen beliebigen Juden, wer Feuer herbeirufen und den Himmel vor Regen verschließen kann? Zweifellos wird die Antwort lauten: Elia. Er hat im Streit gegen die Baalspriester Feuer vom Himmel gerufen und er war es auch, der über drei Jahre den Regen aussetzen ließ. Elia war der größte Prophet und steht somit symbolisch für die biblischen Prophetien.
Vers 6b „und sie haben Gewalt über die Wasser, sie in Blut zu verwandeln, und die Erde zu schlagen mit jeder Plage, sooft sie nur wollen.“
Wer konnte Wasser in Blut verwandeln und die Erde mit Plagen schlagen?
Die Antwort steht in Exodus 7-11, es war Mose. Durch Mose kam das Gesetz des Alten Bundes. Das Gesetz wird in Mose symbolisiert.
Was bedeutet es, wenn das Gesetz und die Prophetien in Bußgewändern durch Jerusalem gehen und predigen?
- Das Gesetz und die Prophetien brachten jede Form der Ungerechtigkeit wie Verlogenheit, Stolz, Gier, Selbstsucht, Trägheit, Heuchelei auf den Tisch. Sie riefen die Juden zur Umkehr von ihren Abwegen und zum Glauben an Jesus Christus.
- Das Gesetz und die Prophetien waren die Argumente der ersten Christen, als sie in den Straßen Jerusalems evangelisierten, denn sie belegen, dass Jesus der vorausgesagte Messias ist.
- Jesus selbst hatte auf diese Weise den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus erklärt, wie das Gesetz und die Prophetien auf ihn wiesen, siehe Lukas 24,27 „Und er begann bei Mose und bei allen Propheten und legte ihnen in allen Schriften aus, was sich auf ihn bezieht.“
Weiter im Text der Offenbarung 11
Verse 7-8 „Und wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben, so wird das Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt, mit ihnen kämpfen und wird sie überwinden und wird sie töten. Und ihre Leichname werden liegen auf der Straße der großen Stadt, die heißt geistlich: Sodom und Ägypten, wo auch ihr Herr gekreuzigt wurde. Und Menschen aus den Völkern und Stämmen und Sprachen und Nationen sehen ihre Leichname drei Tage und einen halben und lassen nicht zu, dass ihre Leichname ins Grab gelegt werden. Und die auf Erden wohnen, freuen sich darüber und sind fröhlich und werden einander Geschenke senden; denn diese zwei Propheten hatten gequält, die auf Erden wohnten.“
Was im Geistlichen geschah, spiegelte sich auch in der physischen Welt wieder:
Der Krieg zwischen Juden und Römern dauerte genauso lange, wie Johannes es vorausgesehen hatte, nämlich dreieinhalb Jahre, von 66-70 nach Christus.
Das Tier, die Bosheit der Welt, bekriegte und tötete die beiden Zeugen. Ihren Tod bejubelte alle Welt, denn das Gesetz und die Prophetien brachten ja auch die Schuld der Heiden ans Licht. Alle Welt freute sich, als die Anklagen gegen sie verstummten.
Das Böse meinte, es hätte Gottes Gesetz und seine Prophetien besiegt.
Verse 11-12 „Und nach den dreieinhalb Tagen kam der Geist des Lebens aus Gott in sie, und sie stellten sich auf ihre Füße, und eine große Furcht überfiel die, welche sie sahen. Und sie hörten eine laute Stimme aus dem Himmel, die zu ihnen sprach: Steigt hier herauf! Da stiegen sie in der Wolke in den Himmel hinauf, und ihre Feinde sahen sie.“
Gott belebte seine 2 Zeugen neu und sie leben nun weiter in Gottes Reich. Sie zeigen, wie Liebe zu Gott und Liebe zum Nächsten aussehen. Sie verweisen auch heute auf Jesus Christus, den Messias, auf seine Göttlichkeit, seine einzigartigen Werke und seine Liebe zur Menschheit.
Nach meinem Verständnis symbolisieren der Tod und die Auferstehung dieser 2 Zeugen das Ende vom Alten Bund und den Anfang vom Neuen Bund. An Stelle eines Systems aus Vorschriften und Satzungen im irdischen Jerusalem, gründete Jesus eine Dimension, die jedem Menschen die Bürgschaft am himmlischen Jerusalem ermöglicht.
Die 2 Zeugen Gottes, sind seine eigenen Worte, das Alte- sowie das Neue Testament
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Benjamin und Theresa Cousijnsen
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