Immer wieder neue Mythen ranken sich nun seit Jahren um das Malzeichen aus dem Buch der Offenbarung.
Als Johannes die Ereignisse in einer Vision sah, hatte er tatsächlich in eine sehr ferne Zukunft gesehen? Ins 21. Jahrhundert?
An wen schrieb Johannes die Offenbarung?
Wann sollten die Ereignisse stattfinden?
Was oder wer ist „das Tier“?
Welche Arten von Malzeichen werden in der Bibel erwähnt?
Analsysieren wir, was in seinem Buch schwarz auf weiß geschrieben steht:
- Wann schrieb Johannes die Offenbarung und an wen?
Er schrieb die Offenbarung im 1. Jahrhundert, an reale Gemeinden in der Provinz Asia.
Manche datieren das Buch auf Ende der 90er nach Christus, denn in Kapitel 1,9 schreibt Johannes, er befinde sich auf der Insel Patmos. Es gibt historische Hinweise darauf, dass er unter der Herrschaft Domitians zwischen 81 und 96 ins Exil nach Patmos geschickt worden sei.
Es gibt aber auch historische Dokumente, denen zufolge Johannes viel früher auf Patmos gewesen sein muss. Aus frühesten Versionen des Neuen Testaments auf syrisch geht hervor, dass er bereits von Nero (Kaiser von 54-68) nach Patmos verbannt worden war.
In Kapitel 11 wird Johannes damit beauftragt, den Tempel in Jerusalem zu vermessen. Zu jenem Zeitpunkt muss der Tempel also noch existiert haben, andernfalls hätte Johannes die folgenschwere Zerstörung zumindest erwähnt. Schließlich hat dieser Supergau des Holocaust und Vernichtung aller Heiligtümer die Israeliten nachhaltig traumatisiert und das Judentum bis heute fundamental verändert. Somit ist anzunehmen, dass Johannes die Offenbarung noch vor dem Jahr 70 geschrieben haben muss.
- Wann sollen die Ereignisse im Buch der Offenbarung eintreten?
Das Buch der Offenbarung beginnt mit den Worten:
1,1-3 Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss; … Glückselig, die lesen und die hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist! Denn die Zeit ist nahe.
Die Offenbarung endet mit Kapitel 22, und in Vers 6 darin heißt es
Diese Worte sind gewiss und wahrhaftig, und der Herr, der Gott der Geister der Propheten, hat seinen Engel gesandt, seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss.
Das Wort, das mit „bald“ übersetzt wird, ist gleichbedeutend mit „in Kürze“ und wird in der Offenbarung 8 Mal genannt. Hätte sich Johannes mit dem baldigen Zeitpunkt geirrt, würde dies seine Glaubwürdigkeit nicht stark in Frage stellen?
An keiner Stelle lässt Johannes vermuten, die Ereignisse, Warnungen und Verheißungen wären an Leser einer weit entfernten Zeit gerichtet, Tausende Jahre später.
„Bald“ muss ein naher Zeitpunkt gewesen sein, sowohl für Johannes als auch für seine direkten Adressaten, die gläubige Zeitgenossen waren.
Kap. 22,10 Und er spricht zu mir: Versiegle nicht die Worte der Weissagung dieses Buches! Denn die Zeit ist nahe.
Johannes formulierte die Offenbarung so, dass die Adressaten die Botschaft entschlüsseln konnten. Ganz ohne Eschatologie-Seminar einer theologischen Fakultät.
- Ist das „Tier“ ein System, ein Mensch oder ein Geist?
Kap. 13,18 Hier ist die Weisheit. Wer Verständnis hat, berechne die Zahl des Tieres! Denn es ist eines Menschen Zahl; und seine Zahl ist Sechshundertsechsundsechzig.
Die Zahl 666 ist also das Ergebnis einer Rechnung und steht für einen Menschen. Dies schließt aus, es könne die Nummer eines Patents sein, auch kein Zahlencode in einem Computerprogramm.
Viel wahrscheinlicher ist, dass Johannes eine damals gebräuchliche Codierung verwendete, in der jedem Buchstaben eine Zahl zugeordnet ist. Wendet man die gematrische Aufschlüsselung auf hebräische Buchstaben an und addiert sie, ergibt sich aus „Kaiser Nero“ die Zahl Sechshundertsechsundsechzig:
N = 50
R = 200
O = 6
N = 50
Q = 100
S = 60
R = 200
Warum verschlüsselte Johannes den Namen des Tieres? Nun, er selbst und auch seine Adressaten wurden von den Römern verfolgt. Kaiser Nero in solch einem Kontext unchiffriert zu nennen, hätte sie alle in größte Gefahr gebracht.
Nero hatte einen bestialischen Charakter, seine Gräueltaten sind zahlreich belegt. Er hat Familienangehörige getötet, darunter seine Eltern und seine schwangere Frau, die er zu Tode getreten hat.
Nero war ein Tyrann und Sodomit. Christen ließ er kreuzigen, er ließ sie in Tierfelle nähen und von Hunden zerreißen. Er ließ Christen mit Teer überziehen und ließ sie als Fackeln anzünden für seinen Garten, während er dort dinierte. Manchmal verkleidete er sich selbst als wildes Tier und vergewaltigte und ermordete Gefangene.
Offenbarung 13 ab V 5 sagt aus, dass dem Tier 42 Monate Macht gegeben wurde, gegen die Heiligen zu wirken. Die Verfolgung Neros gegen die Christen begann Mitte November 64 und ging bis zu einem Tod Anfang Juni 68. Das sind dreieinhalb Jahre oder 42 Monate.
- Physische Malzeichen in der Antike
In der Antike waren optische/haptische Markierungen an Menschen als Zeichen ihrer Zugehörigkeit ganz gewöhnlich. Diese Zeichen oder Male dienten der öffentlichen Bekundung der Unterwerfung.
Bei Sklaven zum Beispiel.
Oder Eheleuten. (Kleiner Scherz)
Auch die römischen Kaiser forderten sichtbare Male der Unterwerfung. Sie ließen sich wie Götter verehren. Nero hatte hohe Statuen von sich bauen und anbeten lassen. In Ephesus hat man Inschriften gefunden, die Nero als „Allmächtigen Gott“ und „Retter“ titulieren.
Städte in der Antike hatten einen zentralen Platz, die Agora, welche neben gesellschaftlichen, religiösen und sportlichen Funktionen auch Handelszentren waren.
Wer die Agora betreten wollte, musste zuvor dem regierenden Herrscher huldigen. Dazu verneigte man sich vor der Statue des Kaisers, gab dem Priester am Räucheraltar Geld und bekam als Bestätigung dafür etwas Asche vom Altar auf die Stirn oder die rechte Hand. Dieses Zeichen berechtigte zum Betreten der Agora und somit zum Kauf und Verkaufen von Waren.
- Wusstest du, dass auch die Heiligen Gottes ein Malzeichen tragen?
Das Buch der Offenbarung hat erstaunlich viele Parallelen zum Buch Hesekiel. Beide Bücher thematisieren die Heiligkeit und Herrlichkeit Gottes. Beide kündigen ein Gericht an und die Zerstörung Jerusalems und den Tempel. Und beide verheißen eine Wiederherstellung.
Eine Entsprechung von Offenbarung 13 ist in Hesekiel 8 und 9. Auch dort wird ein Malzeichen erwähnt. In Hesekiel kennzeichnet das Mal die Getreuen Gottes, in der Offenbarung hat das Zeichen eine umgekehrte Bedeutung: es markiert die Getreuen des Tieres.
Ein Mal an der Stirn der Erwählten Gottes findet sich aber auch im Buch der Offenbarung:
Kap. 7,3 Tut der Erde und dem Meer und den Bäumen keinen Schaden, bis wir versiegeln die Knechte unseres Gottes an ihren Stirnen.
22,4 und sie werden sein Angesicht sehen; und sein Name wird an ihren Stirnen sein.
Das Zeichen Gottes und das Zeichen des Tieres werden in der Bibel tatsächlich gleich häufig erwähnt.
Wenn nun das Zeichen des Tieres physisch, haptisch zu verstehen wäre, müsste es beim Zeichen Gottes nicht konsequenterweise ebenso etwas Physisches, Haptisches sein?
Resümee:
- Die Ereignisse aus dem Buch der Offenbarung müssen bald nach ihrer Niederschrift eingetreten sein. Andernfalls wären Johannes und seine Schriften mit der mehrfachen Ankündigung „in Kürze“ und „die Zeit ist nahe“ kaum glaubwürdig.
- Das Zeichen des Tieres hat einen direkten Bezug auf einen realen Menschen, dessen Name sich mit etwas Grips ausrechnen ließ (siehe Off. 13,18) und dessen Summe 666 ergab.
- In der Bibel findet sich das Zeichen bzw. Siegel Gottes ebenso häufig wie das Zeichen des Tieres. Wäre ein solches Zeichen bzw. Siegel etwas Haptisches, müsstest du es mit deinen körperlichen Sinnen bei dir selbst oder bei anderen Gläubigen wahrnehmen können.
Persönliches Fazit
Ich erlebe, wie Christen gelähmt werden durch verschiedenste Vermutungen über einen bald kommenden Antichristen, über die Endzeit, Epidemien, die Entrückung, Kriege und Krisen.
Zum einen lähmt die Angst vor der Zukunft, vor allem wegen ihrer noch ungläubigen Mitmenschen, zum anderen vermitteln diese Lehren das Gefühl, nichts gegen Maßnahmen der Obrigkeiten unternehmen zu dürfen, weil Gott das Eintreten bereits fest und unabwendbar beschlossen hat.
Ich persönlich glaube, Gott hat keinen Gefallen am Verderben des Gottlosen, siehe Hesekiel 18,23; 18,32, 33,11
Ich glaube an einen Gott, der es schätzt, wenn seine Leute sich für ihre Mitmenschen einsetzen, um sie ringen, so wie Abraham und Mose.
Ich glaube nicht, dass Gott Menschen verwerfen wird, weil sie Maßnahmen ergreifen, die sie zum gesundheitlichen Schutz für sich selbst und/oder andere sehen.
Ich glaube nicht, dass in Offenbarung 13 Geimpfte gemeint sind mit „so wird auch er trinken vom Wein des Grimmes Gottes, der unvermischt im Kelch seines Zornes bereitet ist; und er wird mit Feuer und Schwefel gequält werden vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm. Und der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit„
Ich glaube vielmehr, Gott will, dass allen Menschen geholfen wird, indem sie durch Jesus Christus in eine versöhnte Beziehung zum himmlischen Vater finden, gemäß 1.Timoteus 2.
Ich glaube, die persönliche Haltung zu Gott und der Glaube in Jesus Christus, als alleiniger Mittler, entscheiden darüber, in welche Zukunft man geht.